REGIONALES WAHRZEICHEN

Historie der Burg Wittlage

Alte schwarzweiß Luftaufnahme der Burg Wittlage

Aus all den Unterlagen, die uns zur Verfügung stehen, haben wir einen Text zur Historie der Burg Wittlage verfasst.

Gerne führen wir Sie über das Gelände. Sprechen Sie einen Termin mit uns ab!

Burg Wittlage

Bischof Engelbert II. von Osnabrück hat die bischöfliche Stiftsburg Wittlage zwischen 1309 und 1313 erbauen lassen. In erster Linie sollte sie als Verteidigungsanlage der nordöstlichen Landesgrenze gegen Ravensberg, Minden und Diepholz dienen. Zu dieser Zeit gab es viele Fehden zwischen dem Bistum Osnabrück und dem Bistum Minden sowie dem Grafen von Ravensberg. Einfluss und Landeshoheit standen dabei im Mittelpunkt.
Vorläufer der Burg finden sich in unmittelbarer Nähe, im Rott. In diesem Waldstück sind Wälle und Gräben entdeckt worden, wahrscheinlich Anzeichen einer wallumschlossenen Festung. Die Mühle ist ebenso wie die Burg Wittlage erstmals 1309 urkundlich erwähnt worden. Die Zeichen der Besiedlung des Wittlager Raumes gehen sogar bis in die jüngere Steinzeit (4000 bis 1700 v. Chr.) zurück.

Die politische Geschichte des Kreisgebietes ist erst mit dem Beginn der Christianisierung durch fränkische Eroberer um das Jahr 800 n. Chr. nachweisbar. Wer zuerst Fuß fasste – fränkisches Militär mit seinen Siedlungsstätten (Meyerhöfe) oder Missionare – ist unklar.

Es dauerte knapp 200 Jahre, bis das Burggelände die heutige Gestalt bekam. Ursprünglich bildeten wohl nur der Bergfried, ein Plankenzaun und ein von der Hunte gespeister Graben den Verteidigungsposten an der Heerstraße. Die Innenburg bildete ein Rechteck von 40 bzw. 60 Meter Seitenlänge.

Der Bergfried – Letzter Zufluchtsort

Alte schwarzweiß Luftaufnahme der Burg Wittlage

Der Bergfried in der nordöstlichen Ecke ist vom östlichen Graben (heute Wiese/Fußballfeld) aus gemessen 32 Meter hoch (vom Burghof gemessen 29 Meter) und weist acht Schießscharten auf der Ostseite auf. Er hat einen quadratischen Grundriss (zehn Meter Seitenlänge) und sieben Stockwerke. Die Bruchsteinmauern sind 3,5 Meter dick. Unter dem Erdgeschoss befindet sich ein Keller, dessen Balkendecke eine ihn mit dem Erdgeschoss verbindende Öffnung aufweist. Erdgeschoss und erstes Stockwerk werden von Tonnengewölben überdeckt und haben je ein nach Norden hin gelegenes Fenster. Zugänglich sind sie durch einen nach Westen hin offenen, das Mauerwerk durchquerenden Gang. Eine kleine Treppe führt zu dem von außen sichtbaren Abtritt (Außentoilette). Die Exkremente fielen ursprünglich in den zweiten Schutzgraben, der die Innenburg umschloss (das heutige Fußballfeld).

Das Untergeschoss war sehr tief im Boden eingelassen, so dass im Angriffsfall eine Unterminierung verhindert wurde. Auch eine Brandlegung war aufgrund der massiven Bauweise nur schwer möglich. Die wenigen Lichtöffnungen konnten relativ schnell verschlossen werden, so dass ein Ausräuchern nahezu unmöglich war. Der Bergfried war der letzte Zufluchtsort in der Innenburg. Hier konnten die Burgherren einige Tage ausharren, bis Verstärkung aus Osnabrück eintraf.

Der jetzt gepflasterte, leicht ansteigende Weg vor dem Turmgebäude war einst eine Brücke. Sie war der einzige Zugang zur Innenburg.

In neuer Zeit wurde westlich an den Turm das Gefangenenhaus angebaut. Während vormals das erste und zweite Stockwerk nur mittels Leitern erreichbar waren, ist jetzt der Turm durch das Treppenhaus im Gefangenenhaus zugänglich. Der Gefangenenhof ist von einer 2,5 bis 2,7 Meter hohen Mauer umgeben. Auf der nördlichen Seite zum Wohnwirtschaftsgebäude (Heuerhaus) befindet sich eine Tür zur Außenburg. 1866 muss dieser Innenhof errichtet worden sein. Das Gefangenhaus, der Vorbau an der Westseite des Turmes, ist 1860 als schmaler, zweigeschossiger Aufbau mit einem hohen Kellergeschoss angesetzt worden. Das Uhrwerk ist von 1887.

Im Turm sind noch die bis zum 2. Weltkrieg genutzten Gefangenenzellen mit Holzbohlen, massiver Holztür mit Eisenbeschlag und Essensklappe sowie dem Wandhaken für das Klappbett vorhanden. Die Zellen sind ohne Heizung, so dass den gefangenen im Winter ziemlich kalt geworden sein muss, da die Wände zwar 3,5 Meter dick, aber überhaupt nicht gegen Kälte isoliert sind.

Bis zu 15 Personen leben auf der Burg

Bis 1508 wurde der Ausbau vorangetrieben. Zunächst ließ Bischof Graf von Arnsberg (1321 bis 1349) rundherum Mauern errichten. Sie sind heute noch gut zu erkennen. Bischof Otto Graf von Hoya (1410 bis 1424) erbaute die „Aula“, das Herrenhaus für den Burgherrn beziehungsweise für den Drosten. Bischof Konrad IV.  Graf von Rietberg (1428 bis 1508) umgab die Burg mit neuen Wällen und Gräben, so entstand die Außenburg. Der Ausbau war danach abgeschlossen, 1514 lebten hier nachweislich der Drost und 14 weitere Personen auf dem Gelände. Schließer, Koch, Müller, Schulten, Meierschen, Pferdeknecht, Schweinehirt, Kuhhirt, Küchenjungen, große Magd, kleine Magd, Hopfengärtner, Türmer und des Drosten Jungen waren hier zu Hause.

Auf der Westseite steht das 40 Meter lange Gästehaus. Es ist teilweise von Bischof Ernst August (1716-1728) erneuert worden. Das Keller- oder Untergeschoss, das nach Westen auf der Grabenseite in ganzer Höhe mit den noch vorhandenen Schießscharten zu sehen ist, hat eine Mauerstärke bis zu 1,5 Meter. Darüber befindet sich das erste Geschoss, das von der Innenburg über zwei Treppeneingänge zu begehen ist. Diese Türen liegen in der 2. und 6. Achse der insgesamt siebenachsigen, nicht ganz symmetrisch angelegten Fassade. Der rechte Treppenaufgang der doppelläufigen Treppe ist der repräsentative. Das Geländer zeigt das Landeswappen, das Niedersachsenross. Im Sitzungssaal wurde am 18. August 1956 die Patenschaft mit Deutsch Krone (Polen) und am 5. Oktober 1969 die Patenschaft mit Bolbec (Frankreich) geschlossen.

Die Südseite wird durch eine 5,5 Meter hohe Mauer begrenzt.

Irreführender Name

Heuerhaus Außenansicht

Auf der Ostseite steht die ehemalige Rentei. Sie ist auf die ursprüngliche Mauer aufgebaut worden. Dies ist besonders gut von der Rückseite (Fußballfeld) zu erkennen. Vermutlich handelt es sich um die Reste des von Bischoff Gottfried erbauten Gebäudes. Der übrige Teil bestand früher aus Fachwerk aus dem 18. Jahrhundert, der dann abgerissen wurde. Der jetzige Anbau wurde 1953/1954 als 14-achsiger Putzbau unter einem Walmdach mit roten Ziegeln zweigeschossig errichtet. Unter dem Dach war früher der herrschaftliche Kornboden. Das Gebäude war einst ein Wohnhaus, dann die Rentei. Die Wände sind 73 Zentimeter dick.

1750 ist das Heuerhaus errichtet worden. Der Name ist allerdings irreführend, da es sich hierbei nicht um einen bäuerlichen Kotten handelte, in dem die einstigen Heuerlinge wohnten. Im Inneren sind die acht Gefache noch sichtbar. Flett und Kammerfach wurden bei dem Umbau 1965 entfernt und durch einen Fachwerkneubau unter Verwendung des alten Wohngiebels ersetzt.

Die Außenburg

Burgtor der Burg Wittlage

Der Torbogen hinter der ehemaligen Zugbrücke der einzige Zugang zum Gelände. Bis 1930 stand dahinter noch ein Pforthaus. Das von dem Burggraben eingegrenzte Areal umfasst rund 26800 Quadratmeter. Der Burggraben ist 650 Meter lang, zwischen neun und 20 Meter breit und bis zu drei Meter tief. Vor allem Aale und Zander haben hier ihren Lebensraum. Die Wasserfläche umfasst etwa 8700 Quadratmeter. Er wird gespeist aus dem Eielstädter Mühlenbach und der Hunte.

Bis 1808 gehörten eine Scheune und ein Lusthaus zur Burganlage. Beide Gebäude sind vollständig abgerissen worden.

Ender der 1960er Jahre wurde für den damaligen Oberkreisdirektor als Leiter der Kreisverwaltung Wittlage eine Dienstwohnung auf der Nordseite der Innenburg gebaut.

Von den Schweden besetzt

Seit Errichtung hat es viele Besitzerwechsel gegeben. Zeitweise war die Burg besetzt, teilweise ist sie verpfändet worden. Zum Beispiel 1350 für eine geringe Summe an Gerhard von Buer. Am 14. Februar 1357 liehen die Knappen Johann „de Witte“, Arnd von der Horst, Hermann von Aspelkamp und Gerd von Pape Bischof Johann II (1350 bis 1366) 20 Mark und 400 Pfennige, um damit von Harteke von Stedern Schloss und Amt Wittlage einlösen zu können.

Unter Bischof Otto Graf von Hoya verteidigte der Drost Johann Egghck das Amt gegen Räuber und Brandstifter. 1441 besetzten die Osnabrücker Wittlage, Drost Werner Todrank überließ ihnen die Burg ohne Schwertstreich. 1442 kam die Burg in die Hände des Bischofs Heinrich II. zurück. Bischof Albert Graf von Hoya (1450 bis 1454) verpfändete Wittlage für 1500 Gulden an den Ritter Lambert von Bevensen, Rat des Herzogs von Jülich.

1553 wurde die Burg durch Herzog Philipp Magnus von Braunschweig völlig ausgeplündert. Während des 30-jährigen Kriegs (1618 bis 1648) war die Anlage kurz von Tillys Truppen besetzt, lange aber auch von den Schweden (1633 bis 1650). Nach dem Rückzug der Schweden am 30. November 1650 hat die Burg als Landesburg keine Rolle mehr gespielt und diente fortan als Amtssitz eines Drosten beziehungsweise eines Amtsrentmeisters, ehe sie zur Kreisverwaltung wurde.

Wittlage: Kleinste Kreisstadt Deutschlands

Den Landkreis Wittlage gab es vom 16. April 1885 bis zum 30. Juni 1972. Die Burg und das Amtshaus (Kreishaus) waren bis zur Gebietsreform 1972 Sitz der Verwaltung des Landkreises Osnabrück. Bis Ende des 2. Weltkriegs organisierten aus der Burg britische Militärs die neue Verwaltung. Zehnter und letzter Oberkreisdirektor (eins bis acht waren Landräte) war Willy Ernst Nernheim (1963 bis 1972). Ab 1946 hatte der Landkreis Wittlage zwei ehrenamtliche Landräte, von 1960 bis 1972 Dr. Hans Maßmann.

Der ursprüngliche Umfang des Amtes waren die Kirchspiele Essen, Ostercappeln (mit Bohmte und Hunteburg) und Venne. Nach dem Erwerb der Kirchspiele Lintorf und Barkhausen vom Bistum Minden bildeten die beiden neuen Kirchspiele mit Essen das Amt Wittlage. Der Umfang des Amtes blieb unverändert bis in die Franzosenzeit 1807. Sie bauten eine eigene Verwaltung mit dem Schwerpunkt (Bad) Essen auf. 1815 wurden die beiden Ämter Wittlage und Hunteburg (Einrichtung 1360 bis 1378) in ihrem alten Bereich tätig, diesmal als vereinigtes Amt, zwar 1852 kurzzeitig getrennt, 1859 aber wieder vereinigt.

An Stelle des Amtes Wittlage trat am 16. April 1885 der Landkreis Wittlage mit Landrat und Kreistag als Verwaltungsorgan unter Aufhebung des seit 1867 für Steuer- und Militärsachen bestehenden Kreises Osnabrück.

Im „Das moderne Lexikon 1971“ heißt es: Wittlage, Gemeinde in Niedersachsen, kleinste Kreisstadt Deutschlands, 620 Einwohner. Landkreis Wittlage: 314 Quadratkilometer, 27000 Einwohner.

1939 hatte der Landkreis Wittlage noch 18828 Einwohner, die Gemeinde 316 Einwohner. So ging es danach weiter: 544 (davon 209 Flüchtlinge, Evakuierte; 1948), 548 (1950), 621 (1961), 745 (1970), 719 (1972), 1406 (2009).

Die Heilpädagogische Hilfe Osnabrück (HHO) bezog die Gebäude 1995, am 4. Dezember 2000 wurde die Burganlage für 580000 DM an die HHO verkauft.

Seit Januar 2019 ist sie im Besitz des Kinderhaus Wittlager Land e.V.. Auf dem Areal befindet sich eine Großküche (im OKD-Haus), ein Café (im Heuerhaus), eine Praxis für Logopädie (ehemalige Rentei) sowie die Verwaltung des Verbunds Sozialer Dienste.