Der Klimawandel, der Krieg in der Ukraine und nicht zuletzt die Corona-Pandemie: Diese Entwicklungen belasten Jugendliche und junge Erwachsene schon jetzt. Ihre Folgen werden das Leben der jungen Generation auf Dauer prägen. Nicht zuletzt deshalb hat die Europäische Union (EU) das „Europäische Jahr der Jugend 2022“ ausgerufen.

Jugendliche hatten daher auch eine zentrale Rolle im Rahmen des Europatags. „Ansage machen! Die Region im Europäischen Jahr der Jugend“ lautete das Motto. Die Europa-Union Deutschland, Kreisverband Osnabrück Stadt und Land e.V., das Center EUROPE DIRECT Landkreis Osnabrück sowie der Verbund Sozialer Dienste (VSD) hatten auf die Burg Wittlage nach Bad Essen eingeladen.

„Ihr habt ein Recht auf eine Zukunft, die nicht von Kriegen und Katastrophen geprägt ist“, sprach Bad Essens Gemeindebürgermeister Timo Natemeyer klare Worte. Landrätin Anna Kebschull hatte in ihrem Grußwort betont: „Es ist unsere Aufgabe, unser Europa zu pflegen und zu schützen.“ Sie konnte den Europatag jetzt das erste Mal als Landrätin feiern, 2020 und 2021 war die Veranstaltung Corona-bedingt abgesagt worden. Beide waren sich angesichts der aktuellen Kriegssituation in der Ukraine einig: „Wenn es den Europatag, der für Frieden und Verständigung steht, nicht schon gäbe, so müsste man ihn genau jetzt erfinden.“

Michael Steinkamp von EUROPE DIRECT hatte drei bewusst provokante Fragen formuliert. Die anwesenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen konnten diese „steilen Thesen“ aufgreifen und mit den politischen Gästen am jeweiligen Stehtisch diskutieren. Nach etwa zehn Minuten und einem Gongschlag wurde der Tisch gewechselt.

„Fahrräder für alle? Wie sich im Landkreis die Mobilität ändert“ lautete die Fragestellung für Anna Kebschull. Da Bad Essen verschiedene Städtepartnerschaften pflegt, bot sich bei Timo Natemeyer an: „Können wir uns noch besuchen? Was gestiegene Kosten für Städtepartnerschaften bedeuten“. Und André Berghegger als Mitglied im Rechnungsprüfungs- und Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags wurde mit der Frage konfrontiert: „Müssen wir der Ukraine Panzer kaufen?“. Filiz Polat (Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen) gesellte sich ebenfalls dazu. Tiemo Wölken (SPD), Europaabgeordneter und Vorsitzender des Kreisverbandes der Europa-Union, konnte kurzfristig nicht teilnehmen, da er sich in Quarantäne befindet.

Moderator Michael Steinkamp befragte die Politiker nach den drei Gesprächsrunden zu ihren Eindrücken. Natemeyer sagte, dass ein Schüleraustausch nicht aus finanziellen Gründen ausfallen dürfe. Das Geld für die gegenseitige Verständigung sei gut eingesetzt.

Berghegger hatte Gefallen an dem Austausch in der „Speed-Dating“-Version gefunden: „Es wäre großartig, wenn wir überall so politisch interessierte Jugendliche hätten.“ Landrätin Anna Kebschull pflichtete dem CDU-Bundestagsabgeordneten bei: „Ich habe mit sehr engagierten Jugendlichen gesprochen. Sie hatten konkrete Wünsche und Vorschläge, zum Beispiel den Öffentlichen Personennahverkehr besser und bezahlbarer zu machen. Es ging aber auch um Themen wie den Krieg in der Ukraine und um die Situation in Europa allgemein.“

Im Rahmen des Europatags wurden auch Preise an drei Gruppen übergeben. Der „Europäische Wettbewerb“ ist der größte und älteste seiner Art in der Bundesrepublik. Schon zum 69. Mal hat es ihn jetzt gegeben, und über 58000 Schülerinnen und Schüler haben sich „europäisch“ mit einem Thema beschäftigt.

Die Europa-Union, Kreisverband Osnabrück Stadt und Land, belohnt das Engagement und vergibt deshalb jedes Jahr Preise für die besten regionalen Arbeiten zum Europäischen Wettbewerb. Die eingereichten Arbeiten müssen nicht auf Landes- oder Bundesebene gewonnen haben. Sie müssen nur aus der Region – also aus dem Landkreis oder aus der Stadt Osnabrück – kommen. Das Wettbewerbs-Motto 2022 lautete „Nächster Halt: Nachhaltigkeit“.

Platz 3 (200 Euro) ging an die „Minimalistische Wohnung“, dem Modell einer Studentenwohnung. Schülerinnen des Berufsschulzentrums am Westerberg in Osnabrück hatten das Model „Mach mal minimal“ genannt. Platz 2 (300 Euro) belegte der Film „Dinner for Future“ von drei Schülerinnen des Gymnasiums Bad Essen. 811 Millionen Menschen auf der Welt leiden aktuell an Hunger, haben also nicht genug zu essen, um über den Tag zu kommen. Gleichzeitig werden in der EU jährlich ca. 88 Millionen Tonnen Nahrung weggeschmissen, die eigentlich gut ist. Der Film zeigt, was man gegen Lebensmittelverschwendung machen kann.

Der 1. Platz (500 Euro) ging an den Beitrag zum Thema „Greenwashing“. Die Skulptur eines Kopfes sah von vorne schön grün aus, mit Blättern verziert. Aber kaum dreht man den schönen grünen Kopf ein wenig oder guckt von hinten drauf, sieht das schon ganz anders aus: Dann wurden hässlicher Plastikmüll und Alufolie sichtbar. Diese Skulptur von Schülerinnen des Berufsschulzentrums am Westerberg behandelte eines der schlimmen Phänomene unserer Zeit: das Greenwashing. Viele Konzerne, die das Greenwashing draufhaben, gehören mit zu den schlimmsten Umweltverschmutzern dieser Erde.

Dass die Veranstaltung den Namen Europatag auch verdient hatte belegt ein Blick auf die Gästeliste. Vertreterinnen und Vertreter aus Italien, Spanien, Portugal und aus der Türkei waren unter den Gästen. Außerdem hatte der Verbund Sozialer Dienste einige Infostände aufgebaut, um all die internationalen Projekte und Programme vorzustellen, in denen der VSD involviert ist. Der Unternehmensverbund aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe hat seinen Verwaltungssitz auf der Burg Wittlage und betreibt auf dem Gelände ein Inklusionscafé sowie eine Wohngruppe für Kinder und Jugendliche.

Für musikalische Untermalung hatten Elsa Ruiba (Querflöte) und Stefan Griefingholt (Gitarre) gesorgt. Mit der Europahymne beendete das Duo auch den offiziellen Teil der Veranstaltung.